Ausstellung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst Berlin vom 22. August — 27. September 2009
"Knast" – das sind in der öffentlichen Rezeption vornehmlich
"die anderen": ein Phänomen, eine Wirklichkeit, die einen nicht zu betreffen scheint. Die Ausstellung versucht die künstlerische Annäherung an dieses System, das, obwohl zunehmend ins Abseits gedrängt, ein kontinuierlicher, aber wenig wahrge-nommener und hinterfragter Bestandteil gesellschaft-lichen Funktionierens ist. Aus unterschiedlichen Perspektiven werden die Grenzen der Institution Gefängnis befragt, aber auch ihre Durchlässigkeiten, die spezifische Formen des Austauschs und des Diskurses entstehen lassen.Viele der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler, beweg(t)en sich über längere Zeit direkt im Strafvollzug. Sie agieren als Initiatoren, Vermittler, Moderatoren und Eindringlinge in das hermetische System des Strafvollzugs und schaffen unbesetzte Räume. In den meisten Fällen sind Inhaftierte Co-Autoren der Werke. Andere Positionen beziehen sich beobachtend oder modellhaft auf den Justizvollzug und befragen die spezifischen räumlichen und sinnlichen Bedingungen von Freiheitsentzug.

Auslagern I Judith Siegmund

Judith Siegmund
Auslagern, oder Wie baut man ein Gefängnis?
3 Videoarbeiten, 2009: 11 min; 27 min.; 17 min

In Großbeeren, 20 km südlich des Berliner Zentrums, hat 2009 der Bau eines neuen Großgefängnisses in der Peripherie begonnen. In der Videoinstallation setzt sich Judith Siegmund mit der geplanten JVA Heidering auseinander. Indem sich die Künstlerin vor der Kamera körperlich und gedanklich dem Baustellengelände nähert, langsam in sein Inneres vordringt, provoziert sie Vorstellungen und Fragen der Zuschauer zum Gefängnisbau. Die Video-Performance beginnt in einem journalistischen informierenden Stil, in seinem Verlauf verlässt die Künstlerin die berichtende Position und begibt sich in die Rollen verschiedener Menschen, die im Gefängnis leben und arbeiten. Ergänzend werden in zwei dokumentarischen Videos Bilder des Ortes und seiner Geschichte gezeigt und zwei Interviews über die Konzeption der JVA Heidering geführt.




Judith Siegmund
Auslagern, oder Wie baut man ein Gefängnis?
(Moving out of Town, or how do you build a prison?)
2009, Videos: 11 mins; 27 mins; 17 mins

In 2009, work started on the construction of a new large-scale prison at Grossbeeren, twenty kilometres south of central Berlin, on the edge of the city. In her video installation, Judith Siegmund investigates the background to the building of Heidering Prison. By carefully exploring and reflecting on the building site, the artist slowly uncovers the true nature of the project, and raises questions about the building of the prison. The video performance begins in an informative, journalistic style, but as it unfolds the artist abandons her position as reporter and assumes the roles of different people who live and work in the prison. Two documentary videos accompany the work, which show images of the site and its history, and include two interviews that deal with the origin of Heidering Prison.



Welche Legitimation hat das Gefängnis? Podiumsdiskussion am 25/09/2009

Der Strafvollzug befindet sich, wieder einmal, im Übergang. Eher bescheidene Ansätze einer menschenwürdigen, rationalen und lebensnahen Vollzugsgestaltung werden infrage gestellt und zum Teil radikal beschnitten. Geht die Reise zurück in die sterile Welt des Verwahrvollzugs? Und welche Alternativen gibt es? Die Podiumsrunde diskutierte sowohl die internationalen Erfahrungen (Abolitionismus, Justice Reinvestment), als auch die Berliner Situation – hier vor allem den Neubau der JVA Großbeeren.


Mit Judy Greene, New York (Kriminologin und Expertin zu Justice Reinvestment), Nils Christie, Oslo (einer der bedeutendsten Vertreter des Abolitionismus), Dirk Behrendt, rechtspolitischer Sprecher der Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus Berlin.

Moderation: Hans-Joachim Neubauer

"Platzwahl beschränkt" am 25/09/2009
























Am 25.09. 2009 fuhr der Gefangenentransporter das letzte Mal mit 10 Besuchern von der NGBK zur JVA Moabit, um dort das entstandene, fortlaufende Projekt „Mr. X spielt Number 6. Ein gemischtes Doppel“ von Katharina Heilein zu sehen.

Nach einer kurzen Führung durch Haus 1 stellten drei der Teilnehmer des Projekts die gemeinsame Zusammenarbeit vor und betonten dabei, dass es schwierig sei, das das Projekt nun zu Ende ist. Der Kinoraum aus Pappmaterialien würde das letzte mal benutzt und was komme dann? Im Anschluss wurde die letzte Folge der Serie "The Prisoner" geschaut, die ziemlich überraschend endete.

Robert, ein Mitfahrer schrieb nach der Fahrt ins Gästebuch: "Es war wirklich eindrucksvoll ein wenig von Euch und dem Leben in Moabit mitzubekommen. Die Kunst ist denke ich eine gute Gelegenheit diese zwei "Welten" zu verbinden. "


Die Künstlerin Katharina Heilein und alle beteiligten Inhaftierten des Projekts "Mr. X spielt Nr. 6." denken seit dem Ende der Ausstellung über eine Weiterführung des Projektes und eine Erhaltung des Kinoraums in der JVA Moabit nach. Nutzungsmöglichkeiten und eventuelle Kooperationen mit externen Partnern, die das Kino weiter betreiben könnten werden mit der JVA gerade diskutiert.

Vielen Dank an dieser Stelle der Fahrbereitschaft der JVA Plötzensee, die den Gefangenentransporter jeden Freitag einsatzbereit gefahren hat.

"Ausschluss" ein Spieleabend zum Abschiebegewahrsam


„Ausschluss" – Ein (Spiele-)Abend zum Thema Abschiebegewahrsam

Am Donnerstag. den 17.09.2009 stellten Mattia Bier, Bildhauerin, und Juan Pablo Díaz Moreno, Medienküns
tler ihre Recherchen über die Lebensbedingungen und Ausschlussmechanismen von Einwanderern vor. Sie bilden den Auftakt für eine gemeinsame Spielaktion: „Motio", ein
von den Künstlern entwickeltes Brettspiel, thematisiert die Situation von MigrantInnen ohne bestimmten Aufenthaltsstatus. Die Künstler laden ein zur Interaktion und Diskussion des Gesellschafts-Spiels.









„Was kommt nach der Haft?“ am Donnerstag, 10.09.2009

Ein Vortrag von Eckhardt Witting (sbh/ Straffälligen- und Bewährungshilfe Berlin e.V., Gefangenen-Fürsorgeverein Berlin von 1827)

Eine Freiheitsstrafe soll in Deutschland unter anderem der „Resozialisierung“, also der Wiedereingliederung des Straffälligen ohne weitere Straftaten in die Gesellschaft dienen. Geht das überhaupt? Erst nach der Entlassung aus der Haft zeigt sich, inwieweit dieser Ansatz Erfolge zeigt. Welche Chancen haben Menschen, die aus einer Justizvollzugsanstalt entlassen werden und welche Probleme stellen sich ihnen? Hier setzt die Arbeit von freien Trägern wie der sbh Berlin e.V. an, die für die Betroffenen eine wichtige Anlaufstelle darstellen und sie unterstützen, außerhalb der JVA wieder Fuß zu fassen. Ein Bericht aus der Praxis der Straffälligenberatung.

Bild: Ausstellungsansicht "America is Yours and Yours is Ameria", Heide Hinrichs, 2009

An diesem Abend führte Eckhard Witting ein in die, für viele Inhaftierte schwierige, Auseinandersetzung mit der Frage: „Was kommt nach der Haft?“ Ob Wohnungs- oder Arbeitssuche, die familiäre und soziale Ein- und Rückbindung – schon auf dem Weg zur Entlassung, aber auch danach, versucht die Straffälligen- und Bewährungshilfe den Einzelnen bei diesen Schritten zu beraten und zu begleiten.
Der sehr dialogische Abend wurde bereichert durch Eindrücke aus der Arbeit des sozialpädagogischen Dienstes in der JVA, und vor allem durch die Perspektive eines „Special Guest“ aus dem offenen Strafvollzug, der zu vielen Fragen aus persönlicher Erfahrung berichten konnte.

'Platzwahl beschränkt' 18/09/2009

Diesmal hatte die Fahrt in den Knast keinen einfachen Start, - Unfall und Stau führten zu Verspätung, aber alle Mitfahrenden hielten durch. Auch in Moabit warteten alle geduldig und belohnten die Besucher im Kinoraum mit einer gutgelaunten Präsentation des Projektes. Danach wurde die vorletzte Episode von 'Nummer 6' angeschaut, keine einfache Kost... 
Insgesamt war es eine sehr beeindruckende Erfahrung, die die meisten der Besucher aufgrund eines RadioEins-Beitrages machen wollten. Obwohl sie keine erfahrenen Ausstellungsgänger seien, waren sie auch von der Ausstellung in der Oranienstraße sehr überrascht und hatten sie mit großem Interesse aufgenommen. 
Besonders erwähnt wurde auch die der Fahrt vorangegangene Führung durch die Ausstellung, die sehr hilfreich gewesen sei. 



Aus einem Gespräch mit B. K., Fahrt-Teilnehmerin am 18.09.2009

'Platzwahl beschränkt' 11/09/2009

Der Besuch der JVA Moabit und der dortige Kontakt mit den Inhaftierten war für uns sehr eindrucksvoll. Allein die Fahrt im Gefangenen-Transporter ließ eine Ahnung zu, was 'Gefangensein' heißen kann. Durch das Gespräch mit den Häftlingen in Moabit wurde deutlich, welche Bedeutung der Kontakt und das Interesse der 'Außenwelt' für sie hat. Der Videoclip über das Entstehen des Kino-Raumes ließ unerwartet heitere Momente erkennen, abgesehen davon, daß auch handwerklich Beachtliches entstanden ist. Auf jeden Fall hat uns das Projekt nicht nur dazu angeregt, über die gesellschaftliche Institution Knast nachzudenken, sondern auch die Zusammenarbeit der Inhaftierten, Künstler und Beamten anzuerkennen, die dieses Projekt ermöglichten, und durch die es jetzt jeden Freitag vorgestellt wird.

P. und G. H. aus Potsdam, Teilnehmer der Fahrt in die JVA Moabit am 11.9.09

Supermann I Angelika Böck

Angelika Böck
Supermann, 2009



Angelika Böck lädt in ihrer Arbeit Supermann 16 Männer, die in den Justizvollzugsanstalten Kaisheim und Landsberg inhaftiert sind, ein, mit der Grenzenlosigkeit von Imagination zu spielen. Sie bittet die Teilnehmenden eine Fantasiegestalt zu entwickeln und mit ihr „auszubrechen": Eine persönliche Idealfigur, ausgestattet mit allen Fähigkeiten und Eigenschaften, die sich der Einzelne wünscht. Weder menschliche Maßstäbe noch die Idee einer „korrekten" Figur spielen dabei eine Rolle. Jedes Ergebnis ist interessant – auch die Fantasiefigur eines perfekten Verbrechers. Persönliche „Glaubenssätze", Erlebnisse und Geschichten, die die Teilnehmer während der Gespräche von sich erzählen, kontrastieren die Fantasiefigur. Von ihnen zusammengetragenes Bildmaterial wie Zeichnungen, Zeitungsausschnitte, Texte und Fotos ergänzt die Audioinstallation.

In her work Superman, Angelika Böck worked with sixteen men from Kaisheim and Landsberg Prisons in Bavaria, encouraging them to develop and explore the limits of their imagination. Their work focussed on developing fantasy figures, and using these to "break out". These were personal, ideal figures equipped with all the abilities and qualities that the individual wished. The figure in question could be possessed of superhuman powers, and did not have to conform to received notions of right and wrong. Any invention could be interesting – even the fantasy figure of a perfect criminal. Statements of personal belief, individual experiences and stories related by the participants in conversation, are displayed alongside the fantasy figure. The audio installation is presented together with visual material assembled by the participants, such as newspapers, newspaper clippings, texts and photos.

Veröffentlichung Zwei I M.B. und Doreen Uhlig

M.B. und Doreen Uhlig
VERÖFFENTLICHUNG ZWEI, 2008/2009


Die Künstlerin Doreen Uhlig arbeitet seit Anfang 2008 mit dem jugendlichen Inhaftierten M. B. zusammen, der in der JVA Neustrelitz Klavierspielen gelernt hat. In der Ausstellung steht das elektronische Klavier des Häftlings im Grundriss seiner Zelle. Es gibt Mozarts „Rondo alla Turca" wieder, das von M. B. im Gefängnis aufgezeichnet wurde. Die Eigenwilligkeit seines Spiels und die Selbstkorrekturen, die der Häftling immer wieder vornimmt, werden in eine Partitur übersetzt.


Since early 2008, the artist Doreen Uhlig has been working with M.B., an inmate at the Neustrelitz young offenders’ institute who has learned to play the piano in prison. The exhibition shows the prisoner’s electronic piano standing inside a schematic floor plan of his cell. At the same time, a recording of M.B. playing Mozart’s "Rondo alla Turca" is played. His highly individual interpretations and repeated self-corrections have been transferred onto a musical score.


Celltexts I Ines & Eyal Weizman

Ines & Eyal Weizman
Celltexts, seit 2008



Celltexts ist eine Sammlung von Büchern und Texten, die weltweit in Gefangenschaft geschrieben wurden. Zur Zeit besteht die Sammlung aus etwa 300 Büchern. Das, was die Bücher verbindet, ist der Ort ihrer Entstehung: die Zelle. Die Autoren sind entweder aufgrund ihrer Schreibtätigkeit, also dem Veröffentlichen ungewünschter Texte, ihrer politischen Haltung oder aufgrund eines kriminellen Delikts inhaftiert. Unter ihnen befinden sich vertraute Namen wie die von Jean Genet, Antonio Negri, Rosa Luxemburg und Fjodor Dostojewski, aber viele mehr, die kaum bekannt sind. Die Bücher sind nach der Länge der Haftdauer ihrer Autoren, von wenigen Tagen bis zu Jahrzehnten, unabhängig von Inhalten oder Entstehungs-orten sortiert. Die Installation wird durch eine Webseite (http://www.celltexts.org/) ergänzt, die einen detaillierten Index der Bücher bereitstellt, sowie Karten, die die Orte der Gefangenschaft lokalisieren.


Celltexts is a collection of books and texts from all over the world, all of which were written in prison. At present the collection consists of about 300 books. What all the books have in common is the fact that they were written in prison cells. The various authors were either arrested for something they’d written (that is, for publishing texts disapproved of by the authorities), or for their political activities, or for criminal offences. Among them are such familiar names as Jean Genet, Antonio Negri, Rosa Luxemburg and Fyodor Dostoyevksy; but there are many more who are barely known at all. The books are arranged according to the length of their authors’ prison terms, lasting from a few days to several decades, and irrespectively of their content or where they were written. The installation is complemented by the website www.celltexts.org, which offers access to a detailed catalogue of all the books, and displays maps showing the locations of the prisons in which the authors were incarcerated.

http://celltexts.org/

Auftragsarbeiten der Ausstellung

Ein zentrales Element der Ausstellung sind partizipatorische und ortspezifische Auftragsarbeiten an Kristallisationspunkten des Berliner Strafvollzugs. Judith Siegmund beschäftigt sich mit dem Neubau der JVA Heidering 20 km südlich von Berlin in Großbeeren. In ihrer dokumentarischen Arbeit hinterfragt sie die Auslagerung von Haftanstalten an den Rand der Gesellschaft. In der JVA Moabit, dem Untersuchungsgefängnis Berlins, arbeitet Katharina Heilein mit einer Gruppe von Inhaftierten zu der englischen Fernsehserie „The Prisoner“. Ein Transport zwischen der NGBK und der JVA Moabit wird von Nadin Reschke mit Inhaftierten, ehemaligen Inhaftierten und Justizvollzugsbeamten realisiert und vermittelt inhaltlich und symbolisch zwischen dem „Kunstort“ NGBK und der „Realität“ Gefängnis.


Judith Siegmund
Auslagern oder Wie baut man ein Gefängnis?

2009, Videos: 11 min; 27 min.; 17 min

In Großbeeren, 20 km südlich des Berliner Zentrums, hat 2009 der Bau eines neuen Großgefängnisses in der Peripherie begonnen. In der Videoinstallation setzt sich Judith Siegmund mit der geplanten JVA Heidering auseinander. Indem sich die Künstlerin vor der Kamera körperlich und gedanklich dem Baustellengelände nähert, langsam in sein Inneres vordringt, provoziert sie Vorstellungen und Fragen der Zuschauer zum Gefängnisbau. Die Video-Performance beginnt in einem journalistischen informierenden Stil, in seinem Verlauf verlässt die Künstlerin die berichtende Position und begibt sich in die Rollen verschiedener Menschen, die im Gefängnis leben und arbeiten. Ergänzend werden in zwei dokumentarischen Videos Bilder des Ortes und seiner Geschichte gezeigt und zwei Interviews über die Konzeption der JVA Heidering geführt.


Judith Siegmund
Auslagern, oder Wie baut man ein Gefängnis?
(Moving out of Town, or how do you build a prison?)
2009, Videos: 11 mins; 27 mins; 17 mins

In 2009, work started on the construction of a new large-scale prison at Grossbeeren, twenty kilometres south of central Berlin, on the edge of the city. In her video installation, Judith Siegmund investigates the background to the building of Heidering Prison. By carefully exploring and reflecting on the building site, the artist slowly uncovers the true nature of the project, and raises questions about the building of the prison. The video performance begins in an informative, journalistic style, but as it unfolds the artist abandons her position as reporter and assumes the roles of different people who live and work in the prison. Two documentary videos accompany the work, which show images of the site and its history, and include two interviews that deal with the origin of Heidering Prison.


Katharina Heilein mit Inhaftierten der JVA Moabit
in Zusammenarbeit mit Brigitte Krämer und Gabriele Nagel
„Mr. X spielt Number 6"— Ein Gemischtes Doppel,
2009


Aus einfachen Pappmaterialien gestaltete Katharina Heilein mit Inhaftierten in einer neuen Teilanstalt der JVA Moabit einen Kinoraum, der nach Entwürfen der Beteiligten umgesetzt wurde. Mit diesem temporären Kino ist ein Ort entstanden, an dem die britische TV-Serie „The Prisoner" aus dem Jahr 1969 genau 40 Jahre nach ihrer Veröffentlichung gezeigt wird. Inhaftierte können sich für die während der Ausstellungszeit wöchentlich stattfindenden Vorführungen anmelden und zusammen mit der Künstlerin und den inhaftierten Co-Autoren die Serie sehen und diskutieren. „The Prisoner" verhandelt Themen, die im heutigen Strafvollzug für die Betroffenen nach wie vor aktuell sind und eine Auseinandersetzung mit Fragen der Identität, Selbstbestimmung und Willensfreiheit öffnen. In der NGBK verweist ein Kinosessel auf den beschriebenen Arbeitsprozess. Hier sind die Gespräche und Kommentare der Inhaftierten zur Serie in einem Audiofeature zu hören. Dazu setzen Fotografien die entstandene Kinoeinrichtung in Zusammenhang mit der Gefängnisarchitektur.
Das Projekt ist eine Außenstelle der Ausstellung und kann freitags in geführten Gruppen nach Anmeldung besucht werden.



Katharina Heilein in collaboration with
Gabriele Nagel, Brigitte Krämer and inmates of Moabit Prison
"Mr. X spielt Number 6" – Ein Gemischtes Doppel ("Mr. X plays Number 6" –
A Mixed Double), 2009

Working with inmates from Moabit Prison, Katharina Heilein designed and fitted out a film screening room in the prison’s new annexe, with participants devising and building the furniture out of cardboard. The British television series The Prisoner from 1969 will be shown in this temporary screening room exactly forty years after it was first broadcast. Inmates can apply to join the weekly screenings that will take place during the course of the exhibition, and watch and discuss the series together with the artist and her collaborators in prison. The Prisoner deals with themes that are still relevant for those in incarceration today, and enables them to engage with questions of identity, self-determination and free will. At the NGBK, a cinema seat offers an example of the work done in the prison. Visitors can also listen to an audio feature containing conversations and commentaries by prisoners about the series. There are also photographs showing the screening room both before and after its transformation.
This project is located in an annexe to the main exhibition and can be visited every Friday by arrangement.



NGBK – JVA Moabit – NGBK
Nadin Reschke
„Platzwahl beschränkt"
Freitags 15 – 18 Uhr

Für den Besuch der Außenstelle der Ausstellung in der JVA Moabit gestaltete Nadin Reschke mit Inhaftierten, ehemaligen Inhaftierten und Justizvollzugsangestellten einen Transport, der die beiden Ausstellungsorte inhaltlich verbindet: Ein Gefangenentransporter fährt jeweils freitags um 15 Uhr von der NGBK in die Untersuchungshaftanstalt Moabit. Während der Fahrt zählt eine Stimme die Minuten von 0–11, während andere Stimmen die Zahlen entschlüsseln und damit ein System kommentieren, in dem „jeder zählt": Es beginnt mit der „0", der Inhaftierung als Nullpunkt, dem Herausreißen aus dem Alltag und Ankommen in der Haft. „4" steht für „Sprecher", die vier Besuche, die man monatlich empfangen kann, „5" für die Lebendkontrolle in jeder Zelle, die fünf Mal am Tag stattfindet, und 10 für die „Zehnerpäcken", die zweite Währung im Knast. Das Audioformat ermöglichte den Beteiligten ein anonymes Auftreten und macht deutlich, dass Knast nicht gleich Knast ist, weil jeder seine eigene Realität hat.






Arcana Filmabend am 3.09.2009

Donnerstag, 03.09.2009 um 19:30 Uhr
Arcana
Filmabend
Álvaro Garreaud und Nadin Reschke präsentieren das Projekt Arcana (Chile) (Regie: Cristóbal Vicente, 83 min., 2005)

Arcana ist ein anthropologisches und audiovisuelles Forschungsprojekt über ein ehemaliges Gefängnis in Valparaíso (Chile), das 1999 geschlossen wurde. Die filmische Arbeit versammelt Szenen aus dem Jahr vor der Schließung des Gefängnisses. Arcana verhandelt die verschiedenen Lebensformen innerhalb des Gefängnisses nicht aus einer rein objektiven Observation, sondern durch subjektivere Strategien, das Gefängnis aus seinem Inneren heraus zu erleben und zu erfahren. Die Dokumentation ist eine Hommage an den Ort, die Werte und Bräuche der Männer, die dort in 150 Jahren gelebt haben.

Das Screening fand im Hof der NGBK statt.


weitere Informationen zum Projekt "Arcana" auf der Website:
(http://www.proyectoarcana.cl/)
“The project began as a documentary film with the objective of recording the last working year of the prison (1998-99). After permission to access the prison’s interior was granted by the relevant authorities, I began work in May of 1998. Until then, I had no concrete plan or defined filming schedule, and the initial pressure that I experienced made it necessary to establish a period of research and introduction to the medium before commencing filming. It became apparent that it was important to develop a method of recording that would be unobtrotusive to the prison inmates. Thanks to the assistance of Myriam Espinoza, a theatre worshop tutor, I began to relate personally and directly to the inmates. This process allowed me to make the first and hardest steps to working inside the prison.

In October 1998, after 5 months of research and meetings, filming began. It continued until April 1999, when the inmates were transferred to the new prison. The methods used in recording were consolidated as working requirements were identified inside the prison, from contact with the inmates and their means of using their environment. During the process of recording all of the different activities, places and people that exist within the prison; I experienced many interesting conversations and observations, as well as periods of long waiting. My idea was to capture each situation in a unique moment, at its fullest form of expression."
Christobal Vicente

Langen Nacht der Museen am 29.08.2009

Führungen in der Langen Nacht der Museen von Greta Hoheisel

Die Zelle von M.B. misst ca. 8 m². Ihre Umrisse hat Doreen Uhlig mit leuchtend gelbem Klebeband auf dem grauen Boden der NGBK sichtbar gemacht. In den Führung zitiere ich diesen Teil der Arbeit: Ich unterbreche meine Erläuterungen zur Ausstellung im Hof der NGBK und im Ausstellungsraum immer wieder, messe mit großen Schritten 2m x 4m ab und klebe – während die TeilnehmerInnen darauf warten, dass es weitergeht – ein Rechteck ab. Die Gruppe wird von mir aufgefordert sich zunächst in diesem Rechteck aufzuhalten. Je größer die Gruppe ist, desto enger wird es innerhalb des Rechtecks. Auch ich klebe vereinzelt die Außenlinien eines Rechtecks um mich herum, stehe während ich mit meinen Ausführungen fortfahre isoliert von der Gruppe.

Greta Hoheisel
Praktikantin der Kunstvermittlung der NGBK